orangerie

 

entwurf für eine zeitgenössische orangerie für architekten ZLS, mit siegfried miedl, text: heiko daniels, illustration: tim dinter
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In der etwa fünfhundertjährigen Geschichte der Orangerie sahen sich Architekten und Landschaftsgestalter mit einer Vielzahl von Aufgabenstellungen konfrontiert, wie sie sich aus den speziellen Bedürfnissen der Auftraggeber sowie aus der Mode ihrer Zeit ergaben. Die Funktionen der O-rangerie reichten vom einfachen Wirschaftsgebäude über den Festsaal hin zur Eremitage, dem Salon, dem intimen Ort der Träume, der Begegnung und Besinnung. Im Zenit dieser Entwicklung wurden alle diese Funktionen miteinander verbunden. In der Orangerie, als einem Zeit und Raum überspannendem Ort, suchte man die Beschäftigung mit Sammlungen von naturalia (natürliche Dinge), artificialia (kunstgerechte Dinge) und den antiquitas (Dinge aus alter Zeit). Hier vergrößerte man seine Einsichten und sein Verständnis der Welt, und erträumte sich über den Exponaten den Erdkreis in seiner ganzen Vielfalt. In der inszenierten Begegnung von Mensch, Kunst und Natur galt es die eigene Realität neu zu ergründen und zu transzendieren. Eine moderne Orangerie muß sich an eben diesen Kriterien nach wie vor messen lassen. Sie muß einen Raum eröffnen, der seine Besucher zu Gesprächen verführt und ihnen erlebbare Einblicke gewährt, gleicherweise in die Natur wie in die gestaltende Kunst. 

Nicht ohne vielen Sinn war die Sache so angelegt worden, um dem Spaziergänger eine höchst überraschende Szene zu bereiten, wenn man, besonders zu dieser Jahreszeit, aus dem toten Wintergarten in eine schauerliche Nacht eingetreten, nach etlichen hundert Schritten mit einem Male einen hellgrünen, warmen Frühling zauberhaft aus breiten Glastüren sich entgegenleuchten sah. [Mörike: Maler Nolten]

Und hinein in die Welt, in weite ferne Länder möcht’ ich mich auch stürzen, sooft ich in das Nachtrot dort schaue – und sooft ich unter Orangerie-Blüten komme, wie unter diese. [Jean Paul: Titan, S. 438]

Das ansehnlich weite, ovale Bassin war rings von einer sorgfältig gehaltenen Orangerie in Kübeln, abwechselnd mit Lorbeeren und Oleandern umstellt; ein weicher Sandweg, gegen den sich eine schmale Gitterlaube öffnete, lief rundumher. Die Laube bot das angenehmste Ruheplätzchen dar; ein kleiner Tisch stand vor der Bank und Mozart ließ sich vorn am Eingang nieder. [Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag]

Der Himmel war etwas bedeckt, die Luft sehr still und lau. Als aber nun der fürstliche Duft der Orangerie auf mich zugeweht kam, und mir bereits die hundertfältigen Lichter aus den Kastanienschatten entgegenflimmerten, wie schwoll mir die Brust von bänglich stolzer Erwartung! Ich fand die grüne offene Szene, Orchester und Parterre aufs niedlichste beleuchtet, das junge Personal bereits beisammen; verwirrt und geblendet trat ich herzu. Indes die hohen Herrschaften noch in einem nahen Pavillon bei Tafel säumten, ließ auch die kleine Truppe sich es hier an seitwärts in der Garderobe angebrachten, lecker besetzten Tischen herrlich schmecken, sofern nicht etwa diesem oder jenem eine selige Ungeduld den Appetit benahm. [Mörike: Lucie Gelmeroth]